Sonntag, 17. April 2016

Verdammt! Und jetzt????


Weil so schönes Wetter war, musste ich raus aus Bishkek.
Der Regen war vorbei, da lässt sich doch noch die Gegend um den Issykul erkunden, der zweitgrösste Alpinsee der Erde. Ich erwischte einen Tanklastwagen, der in einem kleinen Dorf anhielt und anfing die Verschlüsse mit den Plomben direkt abzuschrauben, um einige Kanister für seinen Freund abzufüllen. Viel war's nicht, aber das war doch ein kleines Schlitzohr! Während sie zapften, fand ich einige hübsche Käfer und zückte meine Kamera, wo er mich gleich schockiert ansah: keine Fotos!!!!!
Ich zeigte auf die Insekten und es war alles klar.

Er liess mich bei meinem Ziel Skaska, der Märchen Schlucht, raus.
Ich versteckte meinen grossen Rucksack irgendwo unter einigen Büschen und war sicher, dass der da schon sicher sei, da er von der Strasse weg war und wohl niemand da durchgehen würde. Ich unterschätzte die Schafhirten, aber alles der Reihe nach.

Skaska:


Ja und nach meiner üblichen Reptilien Fotoshow hatte ich genug und wollte mir einen Zeltplatz suchen. Ich lief die knappen 2 Kilometer zur Strasse am See zurück und wollte meinen Rucksack holen. Wollte. Der Busch, unter dem ich in so schön abgelegt hatte, stand ohne meinen Rucksack da. Verdammt! 
Ich lief enige Kreise, bis ich mich der Realität stellte; jemand kam hier durch und hat ihn mitgenommen. Ein Auto kann es nicht gewesen sein, also jemand zu Fuss. Einer der Hirten, welche mit ihren Schafen und Ziegen die Gegend abweideten. Ich sah weiter oben einen Hof. Irgendwo musste ich ja anfangen. Ich sagte noch: lieber Ruksack, komm bitte zurück zu mir. Dann lief ich richtung Hof. In Gedanken machte ich meine Inventur. Laptop, Zelt, Schlafsack, etwas Cash und meine Bankkarte waren da drin. Scheisse!
Normalerweise packe ich ein wenig anders, aber ich war einfach völlig sorgenlos diese Tage. Das Geld, ok, kann ich verkraften. Die Karte ist schon etwas beschissen, aber mein ZELT!!!!! Mein Heim, mein Dach über dem Kopf! Ich war nun obdachlos!
Einfach so, aus heiterem Himmel obdachlos.
Das war eine bittere Pille. Ich mahnte mich zur Ruhe und erreichte den Hof. Der junge Mann da sprach gottseidank ein wenig English und ich erklärte ihm die Situation. Er schaute mich nur kopfschüttelnd an und fragte, ob ich sicher sei ob ich den Rucksack nicht einfach nur verlegt habe. Ich versicherte ihm, dem sei nicht so. Erklärte ihm meinen Verdacht, ein Nachbar oder ein Schafhirte sei der Täter. Sein Bruder hängte sich ans Telefon und ich wurde an den Tisch gebeten. Ich sollte was essen. Es gab Plov und Karottensalat. Ich gab mich einfach hin, konnte ja gerade sowieso nichts machen. Nach dem ausgiebigen Mal setzten wir uns in sein Auto. Drei Mann und ich. Wir fuhren richtung Dorf und an der Strasse sahen sie weiter oben ein Mann auf seinem Pferd. Sie hupten ihn runter und sprachen miteinander, lachten mich ein paar mal aus, wie mir schien.
Wir setzten uns zurück ins Auto und da meinte der Bruder des Mannes; "Wir haben deinen Rucksack gefunden." Was??? Wie??? Der Mann auf dem Pferd habe ihn draussen gefunden, mitgenommen und dann einem Freund mit dem Auto mitgegeben. Wir fuhren zu den wenigen Häusern in der Nähe. Da war ein älterer Herr am Natel beschäftig. Als er aufgelegt und die Situation erklärt war, öffnete er den Kofferraum seiner Mashutka. Tataaaaaaaaa: mein Rucksack. Unversehrt, nicht aufgemacht.
Er war zu mir zurückgekommen.
Ich war mehr als nur erleichtert! Nicht mehr obdachlos! Meinen Schlafsack, meinen Laptop zurück und meine Karte!!!
Der werte Herr wollte noch Geld von mir. Ich hatte es erwartet und war vorbereitet. So klopfte ich ihm auf die Schulter und fragte: "Zuerst meinen Rucksack klauen und dann noch Geld wollen???" Mein Freund übersetzte, und dann war der Fall klar. Ich konnte zurück an den See mein Zelt aufschlagen. Es waren seit Bemerken des Fehlen von meinem Reisebegleiter nicht zwei Stunden vergangen. Ohne die Hilfe der Familie auf dem Hof hätte diese Geschichte sicherlich mühsam enden können. Danke, danke, danke :D


 Der See ist unglaublich klar! Und riesig. Ein Innlandmeer. Salzwasser. Kalt. Zu kalt. Ich konnte mich schon wieder nicht duschen / baden.

Nächste Station an der Südküste des Sees war Jeti Oguz.
Ich hatte keine Ahnung was zu erwarten war und erwartete daher auch nichts. So fand ich mich bei einer schwefeligen Heilquelle wieder, wo ein Kurort stand.
Weiter das Tal rauf war ich auf einmal zurück in der Schweiz. Es hätte durchaus in meiner Heimat sein können. Alpweiden, Tannen, Birken, Schafe, Kühe, Pferde. Ich machte meine Wanderung, überquerte am Schluss doch noch einen Berg, da ich nicht denselben Weg zurück nehmen wollte und endete mit müden Beinen schliesslich zurück in meinem Zelt, das ich nun viel mehr schätzte.  Die Nächte waren gerade noch zu kalt um angenehm zu sein. Ich beschloss am nächsten Tag zurück nach Bishkek zu fahren, um mich meinem nächsten Projekt zu widmen: meine eigene Internetseite. Bald wird der Blog da weiterlaufen. 




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