Tag 2
Kumano Hongu Taisha
Der Kumano-Kodo ist das Gegenstück zum Jackobsweg in Asien; ein Pilgerweg. Ein Pfad von Kyoto nach Süden in die Kii-Halbinsel, der bis zu zwei Monate dauern kann, je nachdem welchen Weg man nimmt und wie schnell man läuft. Verschiedene heilige Stätten liegen entlang des Pilgerwegs und er ist an die tausend Jahre alt.
Ich wollte auch einen Teil davon machen.
Von Shikoku nahm ich die Fähre zur Kii-Halbinsel und fuhr nach Tanabe.
Tag 1:
Es war ein sonniger und schöner Tag. Wunderbar für eine Wanderung.
Viele kleine Schreine und Steine mit Inschriften waren auf dem Weg, der durch die Hügel und Wälder führte. Ich fand eine grosse Natter, die offensichtlich gerade gefressen hatte und wenig anstalten machte, mit ihrem grossen Bauch abzuhauen.
Immer wieder hatte es kleine Buddha Statuen.
Es war heiss. Sehr heiss. Ich schwitzte und meine Kleider waren bald durchnässt. Bis zum Pilgerort Hongu Taisha würde ich zwei Tage brauchen. Ich hatte Verpflegung für einen Tag dabei und erwartete am Ende der ersten Etappe irgendwo auf Nachschub zu stossen.
Ich stiess auf ein kleines Restaurant, dass mir am Abend noch etwas für den nächsten Tag kochte. Das könnte knapp werden.
Tag 2:
Es hatte in der Nacht zu nieseln begonnen und die Luftfeuchtigkeit betrug 123%.
Schwitzen brachte nichts mehr. Es war weniger heiss, aber der Verdunstungs-Effekt war durch die Nässe lahm gelegt. Ich war bald völlig durchnässt und kühlte doch nicht ab. Hinzu kamen zwei steile Steigungen und wenig zu Essen.
Völlig erschöpft kam ich in Hongu Taisha. Ich war am Ende. Nur kurz besuchte ich diese eine heilige Pilgerstätte und musste mir danach etwas zu essen holen.
Aber ich schwitzte immer noch weiter. Schlussendlich fand ich ein Onsen-Bad, wo ich erst einmal 30 Minuten kalt duschte und mir danach gleich drei eiskalte Sportdrinks genehmigte.
Kumano Nachi Taisha
Tag 3:
Die zweite Etappe sollte mich nach Süden zu Nachi Taisha führen.
Der Weg sei verschüttet und man sollte einen anderen Pfad nehmen, eine Waldstrasse abseits vom Pfad. Ich wählte natürlich den verschütteten Pfad. Um nichts hätte ich diesen ruhigen Waldweg auslassen wollen. Soviele kleine Echsen und eine so schöne Ruhe!
Überraschend wenig Vögel sah ich während all diesen Tagen, obwohl ringsum grosse Wälder lagen. Ich sah etliche Schlangen, fünf verschiedene Arten insgesamt, aber keine Vögel. Ich vermisste ein wenig den Gesang.
Der kleine Erdrutsch der den Weg verschüttete hatte, war schon beinahe von den Arbeitern beseitigt und ich konnte gefahrenlos weitergehen. Bald stieg ich wieder in das nächste Tal hinab und gleich das nächste wieder hinauf. Die Tagesetappen waren für mein Tempo ein klein wenig zu kurz gemacht.
Es folgte eine lange Steigung über Treppen voller Moos.
Dieser ganze drei Stunden dauernde Aufstieg führte über Treppen im Wald. Vermooste Buddhas bewachten den alten Pfad.
Gegen Abend kam ich an eine Rasthütte, wo ich mich für die Nacht nach einem Bad im Bach zur Ruhe legte.
Tag 4:
Der Rest des Weges war nur noch ein kurzes Stück nach Nachi Taisha.
Sehr beeindruckender Tempel, steil am Hügel in der Nähe des höchsten Wasserfalls von Japan gebaut. Der Tempel steht nun schon beinahe 1000 Jahre dort.
Ich machte mich per Autostopp wieder auf den Weg nach Hongu Taisha, um die nächste Etappe in Angriff zu nehmen. Kaufte Proviant für vier Tage auf dem Weg und kam dort am späten Nachmittag an.