Hallo Lukas. Dürfen wir erfahren, wo du dich gerade befindest?
Hallo. Aber natürlich: auf den südlichen Ryuku Inslen, der Yaeyama Gruppe. Die südlichsten Inseln in Japan, nahe Taiwan. All diese Bilder sind von Iriomote, die grösste Insel der Gruppe und noch mit 90% Dschungel bewachsen.
Ah, das ist ja interessant! Was ist das besondere hier?
Nun, das Highlight ist wohl die Yamaneko, die Iriomote Katze. Isoliert auf der Insel, seit sie sich vom Festland abgespalten hatten. Ich wollte natürlich in den Dschungel gehen, campieren und einfach ein bisschen "wild" sein.
Ja, so kennen wir dich.
Darfst du denn einfach so durch den Dschungel und überall campieren?
Überhaupt nicht. Da war ein Campingverbot. Und um die Insel zu durchqueren, hätte ich eine Bewilligung gebraucht. Das fing an, als ich auf die Fähre nach Iriomote wollte und die Dame am Ticketschalter fragte, ob ich denn da einfach durchlaufen könne. Sie hatte keine Ahnung, rief die Polizei an und sagt, dass ich eine Bewilligung machen müsse. Ich könne dann aber Heute keine Fähre mehr nehmen. Da war Mittag. Ich wunderte mich, was das wohl für einen nutzlosen Bürokram darstellen wollte. Daher sagte ich ihr, dass ich es sein lassen würde. Besser nichts sagen, wenn es den Behörden zu kompliziert wird.
Ich war also auf der Insel und fand heraus, dass der Pfad quer durch den Wald nur 9.6km lang war. Das würde ich ja locker schaffen! Da brauche ich keinen Führer.
Um nicht einer Gruppe zu begegnen, mit Führer, die mich dann nach einer Bewilligung fragen würden, welche ich nicht hatte, beschloss ich am Morgen früh abzumarschieren. So um 3 Uhr morgens. So würde es niemand merken.
Ich campierte (verbotenerweise) nahe dem Eingang des Pfades und lag wach im Zelt. Wenn ich nun warten würde, dass der Wecker in wenigen Stunden abging, dann kann ich ja sowieso nicht schlafen und gleich die Nacht durchlaufen.
Du Lausbub du!
Hast du das durchgezogen?
Klar. Ich hatte meine Taschenlampe und zog mit meinem Gepäck um 8 Uhr abends los.
Ich schwitzte wie die Hölle, es war sehr schwül im Wald.
Zweimal verlor ich den Weg, je nach einer Bachüberquerung, fand aber bald den Pfad wieder. Er war gut gekennzeichnet und oft wieder ausgeschildert. Ich verlor ihn nur, da es dunkel war. Am Tag wäre es kein Problem gewesen. Der Dschungelpfad ist nicht unbedingt für einen Beginner geeignet, nicht alleine und vor allem nicht in der Nacht. Für mich aber war es in Ordnung. Allerdings musste ich mich beeilen, da ich keine Ersatzbatterien hatte und den Weg schaffen musste, bevor sie den Geist aufgeben würde. So machte ich wenig Pausen und lief schnell. Als ich um 00:30 den Weg durchquert hatte, war ich doch am Limit angelangt, was meine Beine hergaben.
Wie bitte? Du hattest keine Ersatzbatterien?
Na ja, verwundern tut mich das nicht bei dir...
Hast es ja geschafft und so wie ich dich kenne, hattest du keine Zweifel, den menschenleeren Wald einfach solo zu durchqueren. Spinnen und Schlangen hin oder her.
Hehehe. Richtig.
Aber leider fand ich keine Tiere auf dem Weg, ausser einem Geisselskorpion.
Aber leider fand ich keine Tiere auf dem Weg, ausser einem Geisselskorpion.
Ich habe dann einfach am Bach geschlafen, nur im Schlafsack auf den Felsen. Unter einem wunderbaren Sternenhimmel. Nur ich, der Wald, der Bach, die Natur.
Wie bist du dann weiter?
Von dort konnte man nur mit dem Boot wieder raus. Ich musste noch weitere 3km bis zum Pier laufen. Die Bootstouren führen dahin, um den Wasserfall zu sehen. Aber eben, durch den Wald dürfte man dann eigentlich nicht einfach so.
Hier merkten sie auch, dass ich keine Bewilligung hatte. Die Angestellten der Bootstour kontrollieren wieviele Leute rein und raus kommen. Ich war der einzige mit schwerem Gepäck, Schlafsack, Zelt und dreckigen Schuhen.
Ob ich eine Bewilligung hätte?
Ähm, nein. Auf der anderen Seite des Weges, beim Eingang, stand nichts von einer Bewilligung (stand tatsächlich nichts). So hätte ich nichts davon gewusst.
Das tut mir jetzt aber leid....
Ups. Und?
Nun ja, sie sagten, dass es nun zu spät sei.
In der Tat.
Was für ein nettes kleines Abenteuer.
Bitte erzähl weiter.
Danach fuhr ich per Autostopp bis ans Ende der Strasse, was noch 10km waren. Das letzte Dorf der Insel erreichte man nur per Fähre.
Funauki.
Ich verliebte mich gleich in das kleine 50 Seelen Dorf!
Da drufte ich sogar legal campieren!
Der kleine Ida-Beach war mein Campingplatz. Nur durch den Tag von weiteren Touristen besucht und in der Nacht völlig verlassen.
Mein kleiner privater Strand.
Ich fand wunderschöne Zeichnungen und Auswaschungen an den Felsen.
Das Wasser hatte bei diesem Durchgang ca. 2m hoch Korallen angeschwemmt.
Klingt sensationell!
Aber war es da nicht ein wenig langweilig?
Ganz und gar nicht.
Es war Jagdsaison und die Einheimischen waren fleissig am Wildschweine suchen.
Es gab Nudeln oder Curry mit frischem Wildschwein!
Eines Morgens, waren noch Touristen aus Okinawa da, ein kleines Klassentreffen, welche mich gleich zu sich an den Tisch holten und Bier und Awamori (Reisschnaps von Okinwa) ausgaben. Dazu frisches Wildschwein, was sie auf dem Teller mit dem Gasbrenner kurz aufheizten und halb roh verzehrt wurde.
Ich ging auch noch schnorcheln, aber leider waren viele Korallen um die Insel tot. Schade, denn das kleine Gebiet zwischen Ishigaki und Iriomote beherbergt 400 Korallenarten! Mehr als das grosse Barrierenriff in Australien.
Ich sehe, du warst am richtigen Ort.
Aber etwas vermisse ich noch in deiner Geschichte!
Weisst du, was ich meine?
Ich weiss was du meinst!
Natürlich schlich ich im nahen Wald umher!
Ich fand eine Landschildkröte und am Abend auch noch die Sakishima Habu.
Eine kleine Viper, die sich auf dem Weg vom Dorf an meinen Strand im Gras auf die Lauer legten. Zum Glück lief ich onehin vorsichtig, nicht um die Tiere noch zu verscheuchen.
Desweiteren sah ich noch Flughunde, Landkrabben und viele Mosquitos.
Unglaublich was für eine Artenvielfalt hier vorkommt!
Alleine die Winkerkrabben zählen 80 Arten!
Und sehr viele Tierarten kommen jeweils nur auf einer Insel vor!
Iriomote-Jima war eindeutig wie geschaffen für dich!
Danke für das Interview und ich wünsche dir noch viele wilde Abenteuer!
Danke und gern geschehen.
Die wird es ohne Zweifel noch geben!
:D